Kanarien durch die Jahrhunderte

In der Vergangenheit wurde wenig Mühe daran verwendet, eine vertrauenswürdige Historie in Bezug auf die Kanarien zusammenzustellen.
Wohl konnte man von einer Vielzahl Artikeln Kenntnis nehmen, die uns mit wenigen Worten die unterschiedlichsten Verhältnisse über unsere Kanarien auftischten, sie
§         unterschieden sich im Inhalt

§         zeigten unterschiedliche Gegebenheiten auf

§         zeigten für Gleiches Geschehen unterschiedliche Zeiträume als auch widersprüchliche Ortsangaben,

die zuweilen sowohl mit dem gesunden Verstand, als auch mit dem Wissen der Ornithologie in Zwietracht standen, von der Wirklichkeit zu schweigen.
Vorgetragene Erzählungen wurden romatisiert oder auch mit reichlich Phantasie verformt, so das sie inhaltlich Großvaters Erzählungen gleichkamen.
Nach beinahe fünf Jahrhunderte Kanarienzucht und ebenso langer historischer Phantasie wird es für jeden Liebhaber, Züchter oder Vogelfreund deutlich sein, das es an der Zeit ist, das entstandenen Mischmasch von Wirklichkeit und Einbildung auf einen Nenner zu bringen..... soweit dieses noch möglich ist.

Es liegt gewiss kein Zweifel darüber vor, das die Aufsteller mancher Theorien in guter Absicht handelten, aber doch mehr verwirrten als klärten. Daneben wird es wohl solche gegeben haben, die wussten, wie es nicht sein konnte, aber doch nicht, wie es war. So boten sie für jede Darstellung zwei Möglichkeiten, doch für keine Möglichkeit eine Darstellung. Die Ankreideproblematik hatte dann auch unglückliche Folgen für diejenigen, die Licht in vergangenes Kanariengeschehen bringen wollten. Informationen zusammengefasst zu einem „Curriculum vitare“ über die Kanarien wurden zurückgehalten. Diese Umstände waren nicht die optimale Voraussetzung, um sie zu einer guten Informationsquelle zusammen zu fassen.
Um zu einer allgemeinen Übersicht bezüglich Herkunft und Verbreitung der Kanarien zu kommen, sollten wir nötigerweise zurückkehren zum Herkunftsland der wilden Kanarien (Serinus Canarius), den Vorfahren unserer heutigen Kanarien. Mit den über ihn gewonnenen Auskünften und Besonderheiten wollen wir dann, so gut oder schlecht es geht, die Entwicklung der Kanarien in Gefangenschaft zusammenfassen.
Die Zusammenstellung dieses Gelingens beinhaltete die Suche nach und durch Artikel, die in unterschiedlichen Buchausgaben und Monatsblättern erschienen in der fünf Jahrhunderte langen Kanarienzucht, was sicherlich nicht ohne manchem Angenehmen als auch viel Aufwand vor sich ging, dieses um so mehr, als wir in all unseren Fundsachen mit Andeutungen und Anspannung konfrontiert wurden die Anstöße widerrufen, verschwommen dargestellt waren, und voller Widersprüche gegen den klaren Menschenverstand teilweise phantastische Aussagen machten. Durchgehend hatten sie uns in der Bekanntgabe von Kenntnissen, Untersuchungen und Standpunkten mit z.T. starker persönlicher Neigung  zur Kanariengeschichte „verwirrt“. Eine Sache läßt jedoch keinen Zweifel, nämlich, das die Realität nicht genügend gewürdigt wurde.
Um die Realität von der Einbildung zu unterscheiden, suchten wir zunächst nach dem Unmöglichen, um dann zweifelhaftes zu finden, und aus den verbleibenden Möglichkeiten die Wahrheit zu finden, um diese nach bestem Wissen zusammen zu fassen. Wir dürfen hoffen, das unsere Bemühung um das Richtige herauszufinden, einigermaßen gelungen ist.

Einführung der wilden Kanarien

 auf das Europäische Festland

Im Zusammenhang zu den Umständen, wie die wilden Kanarien von den Kanarischen Inseln und Madeira nach Europa gelangten, gibt es vielerlei Erzählungen und Auslegungen. Bezeichnend ist, das Jedermann uns die Tatsache auf andere Weise anbietet, doch letztlich nicht eines der aufgezeigten Verhalten geglaubt werden kann. Die Ursache wird bei jenen zu finden sein, die uns dererlei Fabelgeschichten als „Leckerei“ anbieten.
Verschiedene Informanten erzählten die Fakten, jedoch in Abenteuer- oder Liebesgeschichten gebunden. Vielleicht waren solche Märchen auch von comerziellem Vorteil (?). Ja, es gibt sogar Erzählungen, die andeuten, das die wilden Kanarien - haltet Euch fest - durch den Wind zu einem bestimmten Platz in Europa befördert wurden. Wenn wir alle zusammen die Sache auf verständliche Weise betrachten wollen, so werden wir einsehen müssen, das einst die wilden Kanarien nach Europa befördert wurden, je wie sich die Gelegenheit mit Schiffen von den Kanarischen Inseln und Madeira bot. Ein Vorteil war es, das diese Inseln an den großen Seewegen der Engländer - Niederländer - Deutschen - Portugiesischen - Frankreichs - als auch Spaniens Armada lag. Die Schiffe dieser Nationen legten dort an, um zu löschen, zu laden, Rivalitäten auszutragen oder solche herzustellen usw. usw.
Zu Beginn waren es wohl Reisende, wie Kaufleute, Seeleute oder Militär, die manchen Vogel mitbrachten, um diesen  im eigenen Haus als Singvogel zu halten, oder irgendwann zu verkaufen, oder auch, um sie Freunden oder Familienmitgliedern als Geschenk anzubieten.
Die traditionelle Erzählung, das die Spanier die Alleinigen waren, die Kanarien einführten, darf man als Nikolausgeschichte ansehen. Das die Spanier wesentlich dazu beigetragen haben, das die Einfuhr der Kanarien gefördert wurde, kann außer Zweifel stehen, doch die Behauptung, das sie die Ersten waren, die diese Singvögel einführten, und ein Monopol bezüglich Aus- und Einfuhr als auch Verkauf innehatten, darf angezweifelt werden.
Erinnern wir uns daran, daß die Franzosen ab 1402 Kanarien im Land einführten, und die Spanier sich ab 1476 auf den Kanaren niederließen. Ohne den geringsten Zweifel waren sowohl auch die Engländer auch die Niederländer, (bekannt als berüchtigte Seefahrer) schon vor den Spaniern auf diesen Inseln. Zudem hatten die Spanier, zu jenen als auch späteren Zeiten, Leute an der Regierung, die genügend andere Aufgaben hatten, als sich um Vögel zu kümmern - wie die Besetzung anderer Länder, die über die ganze Welt verteilt waren. Die besiegten Völker unter der Knute zu halten, bedurfte schon gewisser Anspannung. Der männliche Teil der spanischen Bevölkerung war somit stets mobilisiert, und hatte weniger freudsame Aufgaben, als „Kanarien züchten“.Kanarie Wildform
Auch war es aus jener Zeit nicht verwunderlich, das die Seeräuber ungewollt an Überbringung und Verbreitung der Kanarien in Europa beteiligt waren. Der „Beruf“ der Seeräuber brachte es mit sich, das - gelegentlich -, auf „normale Art und Weise“ die Schiffe mit samt der Fracht, den Besitzer wechselten, ab und zu gehörten zur Fracht auch Kanarienvögel (oder nur?).
Tatsachen dieser Art sprechen sicherlich dafür, das eine Vielzahl Kanarien in England eingeführt wurden, wo sie z.B. gegen Waffen, Schiffsmaterial, Proviant, Kleidung oder sonstigem getauscht wurden.
Wie auch immer, wir brauchen nicht daran zu zweifeln, das im Rahmen dieser Ereignisse eher aus allen Richtungen die Schiffe nach Europa strömten.
Wenn man nun diese verschiedenen Gebaren, den gewohnten Gang des damaligen Lebens andeuten möchte, so wird es nicht möglich sein, ohne zu dramatisieren oder zu romantisieren.
Die Überbringung von Kanarien, von einem Lebensmilieu mit halbtropischem Klima zu unseren abgekühlten Gefilden hatte natürlich seine Folgen. Nicht nur an die Temperaturen, auch an die nicht mehr so große Bewegungsmöglichkeit und das „eingeschränkte“ Futter hatte sich der Vogel zu gewöhnen. Viele Veränderungen brachte die Haltung mit sich wie: die begleitete Zucht, den Gesang, die Farbe, die Haltung, die Form, die Größe der Befederung. Bestimmte Mutationen nahmen durch die Jahre einen erblichen Charakter an, und waren nach jahrelanger Zucht in Gefangenschaft so, das sie mit den wilden Kanarien nicht mehr viele Gemeinsamkeiten hatten. 

Allgemeine Übersicht in Bezug auf die

Einführung von Kanarien in Europa

Die Frage, warum die wilden Kanarien in Europa eingeführt wurden, und nicht etwa in Afrika, zumal hier ja das nächstliegende Festland ist, liegt auf der Hand, und kann mögliche Anleitungen zu weiteren Zwistigkeiten erwehren. Bezüglich der Kultur bestand in den afrikanischen Ländern ein großer Rückstand. Die Einwohner hatten im Kampf um ihre Lebensexistenz andere Sorgen, als sich um die Kanarienhaltung hingezogen zu fühlen. Selbst in der heutigen Zeit gibt es noch wenige Bewohner, die sich den Luxus einer Zuchtvoliere, Zuchtvögel zu kaufen, als auch den Unterhalt leisten können. Von einer ornithologischen  Organisation ist noch nicht die Rede, und das Konkurrenzdenken mit den europäischen Züchtern ist somit ausgeschlossen.
Das Interesse der Kanaren - Bewohner war in der Hauptsache den europäischen Ländern gewidmet, zumal deren Seefahrer ständig hier anlegten, es lag ja auf der Reiseroute.
Mehr noch, von den einst europäischen Gästen wurden die Inseln:
§        
erobert (Jean de Belhencourt)
§         übertragen (an Maricol de Bethencourt, dem Neffen von Jean B.)
§         verkauft (an Spanien und Portugal)
§         aufgeteilt (unter Spanien und Portugal)
§         usw.

In nachfolgenden Zeiten behandelten wir hauptsächlich die europäischen Länder und ihre regelmäßigen Kontakte mit den Kanarischen Inseln und Madeira, als auch die Umstände, bei denen die wilden Kanarien in Europa eingeführt wurden, zugleich nennen wir zu manchen dieser Länder einzelne Besonderheiten, über die Entwicklung in der Kanarienzucht.

Einfuhr von wilden Kanarien in Frankreich

Die ältesten Überlieferungen, die wir über die Haltung von Kanarien besitzen, sind von 1402. Sicher ist, das Jean de Bethencourt, bekannt als Seemann, Abenteurer und Ritter von normannischer Herkunft 1402 auf die Kanarischen Inseln kam. Er überwältigte die Einwohner, die Guanchen, die von afrikanischen Berbern abstammten, und ließ sich zum König der Inseln ausrufen. Wie es zu einem Abenteuer paßt, zeigte „König“ Jean de Bethencourt viele Aktivitäten. Er übergab die „Königswürde“ recht bald an seinen Neffen Maricot den Bethencourt und zog erneut auf, um ein Leben als Abenteurer in der weiten Welt zu führen. Doch zunächst kehrte er zurück nach Frankreich, jedoch nicht, ohne eine Vielzahl von Kanarien, die er dem französischen König CHARLES VI (1368 - 1422) schenkte. Dieser schien sich neben der Politik und militärischen Problemen auch für Falken (zur Jagd), Reisetauben (zur Nachrichtenübermittlung) und die Kanarien (zur Ablenkung und Entspannung) zu interessieren. Nachdem Maricot de Bethencourt die „Königsmacht“ übernommen hatte, machte er auf seinen Inseln kein großes Federlesen und verkaufte sie an Catharina von Castilien (Spanien), als auch an Henri - der Seemann (Portugal) gleichzeitig übertrug er den „Königsthron“ an Reynand, dem Bruder von Jean, welcher noch viele Jahre regierte. Mit all diesen Merkwürdigkeiten läßt sich aufzeigen, das die Möglichkeit, das die wilden Kanarien zunächst in Frankreich auf das europäische Festland kamen, die wahrscheinlichste ist, zumal die Kanarischen Insel 1476 in spanische Hände überging. Frankreich hatte stets eine starke Stimme in der Kanarienzucht. Etwa Ende des 16. Jahrhunderts, zur Zeit der Kirchenkriege, unternahmen die Hugenotten (französische Kalvinisten) die Flucht nach England. Bei dieser Gelegenheit nahmen auch mehrere von ihnen ihre spezifischen Kanarien mit. Sie wurden in England so veredelt, wie man sie heute noch kennt. So wurden diese Lizard - Kanarien als englische Rasse bezeichnet, obwohl sie französischen Ursprungs ist.
Es war um das Jahr 1700, als die Herzogin de BERRY ihre Liebhaberei zu den Kanarien bekannte. Auf ihrem Anwesen zu Bourges (Hauptsitz der damaligen Provinz Berry, an der Südseite der Loire gelegen), unterhielt sie eine ausgebreitete Kanarienzucht. Mehr noch, sie hatte eigens hierfür Personal angestellt. Als Direktor dieser Kanarienhaltung war niemand geringerer als Hervieux de CHANTELOUP angestellt, der durch die Erfahrungen große Kenntnisse um die Kanarienzucht erwarb. Hervieux de Chanteloup war auch der Verfasser des ersten vollständigen Kanarienbuches, das er betitelte mit: „LE NOUVEAU TRAITE DE SERINS DE CANARIS“, das 1709 herausgegeben wurde. Später wurde es von A. NOUBACH in den niederländischen Dialekt übersetzt.
Herzogin de BERRY und Hervieux de Chanteloup waren zentrale Persönlichkeiten um die Kanarienzucht in Frankreich. Sie waren wahrscheinlich auch jene, die den Grundstock legten  zu der
§         Gesangskanarienzucht
§         Farbkanarienzucht
§         Positurkanarienzucht
§         Hybriedenzucht
Das Aufkommen einer neuen Kanarienrasse besagte keineswegs, das die ältere Rasse zum Ende ihrer Zeit gekommen war, nein, die alte Rasse blieb neben der neuen Zuchtrichtung in dem Land bestehen, indem sie etwas besonderes zu sein schien, und man hielt an allem fest, was schön und gut ist.
Die französischen Kanarienzüchter machten später noch durch die Schaffung des „Pariser Frisee“ aufmerksam, einem Luxusvogel, der nach allgemeiner Anschauung als die schönste Kreation gilt. In ihrer Zucht formten die Franzosen viele Jahre später auch zwei Gesangskanarienrassen, die „Smet-Kanarien“ und die „Rossignol Parisien“. Diese beiden Rassen haben jedoch den gewünschten Durchbruch nicht erfahren. Vermutlich ist der Grund darin zu suchen, das in der Vergangenheit jede Gesangskanarienrasse seine Stellung stets räumen mußten für eine aufkommende, bessere Gesangskanarienrasse. Wenn wir zurückblicken, finden wir mehrere Beispiele.
§         die „Tiroler“ Kanarien werden durch die „Sächsischen“ Kanarien verdrängt
§        
die in „Sachsen“ wurden seinerzeit durch die „Harzer“ abgelöst.

Wurde eine neue Gesangsrasse kreiert, mit der man über Bestehendes nicht zu dominieren vermochte, so war der Fortbestand in Frage gestellt. Vielfach verschwand diese „neue Rasse“ ebenso schnell, wie sie gekommen war. Obwohl, die Entstehung als auch der Verfall einer Gesangskanarienrasse konnte nicht innerhalb von wenigen Wochen vor sich gehen, sondern über viele Jahre.

Einfuhr der Kanarien in Italien

Die Erzählungen nach dem WIE die Kanarien in Italien eingeführt wurden, lassen eindruckerweckendes Abenteuertum vernehmen. Letzteres wurde regelmäßig in italienischen Schriften durch den Biologen und Autor OLINDA bekanntgegeben. Er soll eine entsprechende Geschichte in einem niederländischen Buch gelesen haben. Wie dem auch sei, er verstand es, mit viel romantischem Gespür, diese Geschichte auch für Ornithologen glaubhaft zu verpacken, wo sie als Evangelium aufgenommen wurde.
Durch Zurkenntnisnehmer wurde mancherlei zugefügt und neu veröffentlicht. So kommen wir zu jenen Aussagen:

§         Ein spanisches Schiff, das neben der gewohnten Ladung eine Vielzahl Kanarienvögel mit sich führte, soll

§         Die Kanarischen Inseln verlassen haben
(nach den häufigsten Informationen)

§         Den Hafen von Teneriffa verlassen haben
(nach anderen Informationen)

§         Den Hafen von Gran Canaria verlassen haben
(wieder andere)

§         Den Hafen von Lissabon (Portugal) verlassen haben
(noch andere)

Ferner gibt es unterschiedliche Aussagen zu dem Bestimmungsort, angefangen von Livorno (Italien), Lissabon (Portugal), Venedig (Italien), Spanien als auch schlicht Europa.
Nach unterschiedlichen Informationsquellen soll die Reise

a)       etwa Ende des 16. Jahrhunderts

b)       im August 1573

c)       um 1530

d)       im Jahre 1633

e)       im Jahre 1645

stattgefunden haben. Es folgen zudem noch weitere Daten als auch Perioden, die um bis zu 200 Jahre differieren.
Die „Erzählungen“ in Verbindung mit dieser Schiffshistorie wird in phantastischer Form fortgesetzt:

§         um einem Sturm auszuweichen, suchte das Schiff im Mittellandkanal Deckung
§         nach der vorgesehenen Reiseroute zog das Schiff in die „Straße von Gibraltar“..........

§         es folgte seinem Weg nach Livorno...................

§         angekommen im Golf von Genua strandete das Schiff auf die Felsen von Elba..........

§         besorgt (?) um das Los der Kanarien befahl der Kapitän, die Vögel frei zu lassen?

§         Die Kästen mit den Kanarien schlugen auf die Wellen und Felsen und zerbrachen

§         Das Segelschiff zerbrach im Golf von Venedig und die auf diese Weise befreiten Kanarien (?) konnten die Insel Elba erreichen (+/- 500 km gegen den Sturm?)

§         Eine Vielzahl der Vögel erreichte die Freiheit und landete auf der Insel Elba (?), Madeira (???) und an der italienischen Küste. (Madeira ..+/- 3750 km gegen den Sturm ?).

§         Die wilden Kanarien mischten sich auf der Insel Elba unter die Kanarien, die schon die Insel bewohnten – eine eigene Rasse – und bildeten mit ihnen zusammen eine neue Spezies (???) laut OLINA.

Um auf dem Weg der Fabelsprüche zu bleiben, könnten wir noch zufügen: „Sie waren glücklich, liebten ihr Land und hatten viele Kinder.“
Es ist unglaublich, das man uns dergleichen Unredlichkeiten, wie hier aufgezeigt, vorgaukelt.
Doch woran lässt sich erkennen, das diesem Geschichten wenig oder kein Glaube zu schenken ist?

Eine Kursabweichung über den Golf von Venedig auf dem Weg nach Lissabon wäre für den Kapitän wohl nicht vertretbar gewesen.

Zwischen dem Golf von Venedig und der Mittelmeerküste als auch der Insel Elba liegt nicht die geringste Verbindung vor.

Weder das Bordpersonal auf dem Segelschiff noch der Kapitän werden um die Ladung besorgt gewesen sein in ihrer Not. Eher das Gegenteil wird eingetroffen sein, so das sie Ladung über Bord geworfen hätten.

 Demonstrationen von Menschlichkeit, um die Kanarien zu retten, sind sicher nicht angebracht, wenn Menschenleben und das Schiff auf dem Spiel stehen.

Die sogenannten Kanarien, die auf der Insel Elba in freier Natur lebten, waren mitteleuropäische Kanarien (canarius – canarius), die zur Familie der Finkenvögel zählen, welche ursprünglich vom afrikanischen Atlasgebirge

beheimatet waren, und ihr Biotop nach Norden über Italien bis zu den Alpen ausweiteten.

Die serinus – canarius und die canarius – canarius sind zwei unterschiedliche Arten, die in der Natur nicht zusammenpassen, somit auch zu keiner gemeinsamen Paarung übergehen. Eine Haltung dergleichen muß als ein

natürliches Outing angesehen werden, da zusammengeführte reichlich Anleitung zur Sterilität geben, und somit der Fortbestand dieser „neuen Rasse“ nicht gewährleistet ist.

Man hat auf der Insel Elba nicht die geringste Spur von den Kanarien (serinus – canarius) gefunden, weder als Art noch als Hybriedform.

Was in jedem Fall als überzeugendes Argument angesehen werden darf von jenen basislosen Erzählungen ist die Tatsache von den zwei erwähnten Arten.

 Man könnte viele Ungereimtheiten aus dieser Kanarienhistorie auslegen und darüber argumentieren. Wir sind davon überzeugt, das diese naiven Erzählungen so schnell als möglich vergessen werden sollten.
Ja, man wird sich fragen, wie die Kanarien ihren Weg nach Italien gefunden haben?
Es wird zweifelsohne so gewesen sein, das sie von anderen europäischen Ländern eingeführt wurden, zum Beispiel auf Schiffen, durch Reisende, Seeleute, Händler, Militär, oder sonstigen, davon sind wir überzeugt, doch sicherlich nicht durch den Wind, Sturm oder ähnlichem, im Gegensatz zu den Sprüchen, denen man entnehmen kann, das die Kanarienzucht in Italien von den südlichen Häfen aus nach Norden und weiter in Richtung Österreich und Deutsch – Tirol seine Ausbreitung nahm.
Soweit man erfahren konnte, hat die Entwicklung in der Kanarienzucht in Richtung Positurkanarien stattgefunden, und man bekam ausgezeichnete Resultate in dieser Richtung. Als rein italienische Rassen sind uns der „Paduaner“ und der „Gibber italus“ bekannt.
Ja selbst der „Südholländer“ soll von italienischem Einfluß nicht frei sein.

Auch die Farb- und Gesangskanarien gewannen viele Freunde, was nicht verwunderlich ist, da die Italiener sich stets durch Gesang und Farbe angesprochen fühlten.

Entwicklung der Kanarienzucht in England

Als 1550 der Schweizer Biologe Conrad GESNER von einer Studienreise aus England zurückkehrte, signalisierte er das:

§         die Kanarien in England weit verbreitet und bekannt waren,

§         der Gesang dieser Vögel von außerordentlicher Qualität war,

§         der Kaufpreis für die Kanarien arg hoch war, so das diese Vögel nur bei den Leuten angetroffen wurden, die sowohl die Mittel hatten, als auch über räumliche Möglichkeiten verfügten, Kanarien halten und züchten zu können.

Die stark verbreitete Kanarienzucht in England ließ unterstellen, das diese Vögel schon viele Jahre eingebürgert waren. Berichte von GESNER zeigen auf, das die Kanarien allein um des Gesanges Willen gehalten wurden, und die Vorstellung von Farb- oder Positur – Zuchtrichtungen noch keinen Einfluß fanden. GESNER verwies ebenso darauf, das insbesondere die Seeleute, Händler und Reisende, aber auch Seeräuber Kanarien mitbrachten, wobei die ersten Vögel gewöhnlich aus Liebhaberei mitgebracht wurden, zum Handel gebracht oder um gegen Lebens- und Bestandsmittel zu tauschen. Um sich über die angesprochenen Seeräuber klar zu werden, sollten wir uns über mancherlei Gegebenheiten im Klaren sein.
Seeräuber konnten, insbesondere auf offener See, schlecht übersehen werden, da ihre Schiffe den Status von Kriegsschiffen hatten. Grundsätzlich versuchte natürlich jeder Kapitän, sich von jedem Kriegsschiff fernzuhalten, doch jedes „Kriegsschiff“ hatte das Recht und die Pflicht, jedes Seeräuberschiff zu bekämpfen, in Beschlag zu nehmen inklusive Ladung und Besatzung.

Die „Bestrafung“ der eroberten Seeräuber konnte, sobald das Schiff das Gebiet seiner Obrigkeit verlassen hatte, vorgenommen werden.
Interessant ist auch, das man tunlichst zwischen Seeräubern und Seekapern unterschied. Kaperfahrten wurden durch Seeleute vorgenommen, die einen sogenannten Anstellungsbrief besaßen, wobei sie das Recht hatten, geliehene und feindliche Schiffe zu überfallen und in ihren Besitz zu bringen. Schiff und Ladung wurden verkauft, und der Erlös wurde unter den Kapern aufgeteilt. Die Engländer waren als Seeräuber berüchtigt.

Bekannte Seeräubergebiete fand man an der afrikanischen Küste, den Kanarischen Inseln und Madeira.
Um 1575 hatte der militärische Schatzmeister und Abenteurer Walter RALEIGH von seiner Reise zu den Kanaren, Madeira und den Azoren wilde Kanarien mitgebracht, die er ihrer Majestät KÖNIGIN ELISABETH I. (1558 – 1606) als Geschenk anbot. Die Königin war von den Kanarien begeistert, und gab ihren Untertanen den Auftrag, die Vögel passend zu versorgen und alles mögliche zu organisieren, was nötig war, um die „Befiederten“ angemessen unterzubringen und was für eine Zucht vonnöten ist. Es war auch die Königin, der es als erste gelang, Farbmutationen  bei den Vögeln zu bekommen.
Die vogelkundlichen Gebaren weckten die Aufmerksamkeit von Jedermann, der sich für die Kanarienzucht interessierte. Selbst der berühmte SHAKESPEARE konnte nicht ablassen von der Königin und ihre Kanarien in Versen zu rezitieren.
Die Königin hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, an Untertanen, die sich – in welcher Weise auch immer – verdient gemacht hatten, einen Kanarien zu verschenken, was dazu führte, das die Zahl der Kanarienliebhaber mächtig zunahm, dieses um so mehr, da dieses Geschenk eher einen königlichen, als einen wilden Charakter hatte. So zog die Kanarienzucht wie ein Strom durch England.

Königin ELISABETH I. darf man zugute halten, das sie somit einen großen Anteil an der Kanarienzucht in England hatte.
Wie schon erwähnt, wurden die Protestanten in Frankreich verfolgt. Mehreren von ihnen gelang die Flucht nach England, bei der einige auch ihre Kanarien mitgenommen hatten, die dann in England in Form und Farbe verbessert wurden, bis man die „Lizard – Kanarien antraf.
Die gleiche Situation tat sich in Flandern auf, wo die Flamen sich gegen den spanischen Besatzer PHILIPP dem SCHÖNEN wehrten.

Um die Flamen zu strafen, sandte Spanien ein Strafkorps nach Flandern unter dem Befehl von Herzog d‘ ALVA. Um sich vor den Repressalien zu schützen, wagten einige Flamen die Flucht nach England, wobei manche ihre Kanarien mitnehmen konnten, insbesondere die mit einer etwas ungewöhnlichen Positur, den Vorgängern der Norwich – Kanarien.
Die Engländer entpuppten sich als Kenner in der Zucht von Positurkanarien. So entwarfen und züchteten sie noch

den Lancashire
den Yorkshire (ein Meisterstück der englischen Positurkanarienzucht)

den Border (eine Schottisch – Englische Kreation)

den Englischen Bult (schottischen Ursprungs)

den Gloster (ein Juwel aus der englischen Positurkanarienzucht)

den Crest (der sicherlich einen Vergleich mit dem Norwich standhält)

dieses jedoch nur, um einige besondere Rassen / Zuchtrichtungen aufzuzeigen.

  Einfuhr der Kanarien in die Niederlande

(mit Flandern)

Wenn es so ist, das die holländische Schifffahrt Ende des 16. Jahrhunderts aufblühte und sich ausbreitete in Richtung Ost – Indien und den Küsten Brasiliens, dann ist es nicht weniger wahr, das sie vorab alle Seen Afrikas und Europas befuhren, ja selbst eine Meisterschaft austrugen mit der Portugiesischen, Spanischen und Englischen Flotte.
Einer alten holländischen Revue konnte man entnehmen, das die echten Seebären aus jener Zeit allerlei Vögel mit nach Hause nahmen. Unter diesen Vögeln waren auch viele Kanarien von den Kanarischen Inseln und Madeira. Die Kanarien fanden ihre besondere Beachtung und fanden auch einen schönen Platz in vielen Wohnungen.
Die meisten Seeleute hatte ihre Heimat in und um Amsterdam. In dieser Gegend bildeten sich auch die ersten Kanarienzüchter. Verständlich, das mit der Vorliebe für die Kanarien sich auch die ersten Zuchterfolge einstellten.
In Anbetracht dessen, auf welche Weise die Niederländer für neue Kanarien sorgen konnten, ließ erkennen, das die Kanarien schon lange eingeführt und bekannt waren, lange, bevor die Spanier sich definitiv auf den Kanarischen Inseln niederließen.
Tatsache ist, das die Niederländer im 15.und16. Jahrhundert die Vorherrschaft auf See besaßen, wodurch sie die Möglichkeit hatten, Kanarien zu züchten, lange bevor die Mitglieder anderer Länder diese Vögel zu Gesicht bekamen.
In den Händen der holländischen Züchter verlor sich die Wildheit dieser Gesangsvögel, und es entstanden Veränderungen und Mutationen. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts hatten sie schon Kanarien gezüchtet, die in Größe und Fülle die Originalkanarien übertrafen. Der niederländische Vogelkundler S- BIJL schreibt: „Unter der holländischen Rasse verstand man seinerseits auch bestimmte Arten, mit starker Abweichung im Vergleich zur Deutschen Rasse, was Körper und Gefieder betrifft. Die holländischen waren durchgehend große schlanke Vögel mit kleinem flachem Kopf, hoch auf den Beinen, krummen Rücken, langem spitzen Schwanz, einige zeigten gebogene oder „krause“ Federn an Schulter und Brust.
Diese Arten wichen von dem ursprünglichen Wildling oder gewohnten Kanarien stark ab, so das vom „wundersamen Spiel der Natur“ die Rede war. Es waren

§         der „Trompeter“

§         der „Lord Mayers“

§         die
„Alte holländische Kanarie“
§         der
„Hollands Frisee“
Den Gesang betreffend konnten diese Arten mit den gewohnten Kanarien nicht mithalten. Auch in der Zucht waren sie nicht so fruchtbar. Durch starke Inzucht wurden sie ständig schwächer und immer dürftiger im Körperbau. Selbstverständlich waren diese Exemplare für spezialisierte Liebhaber von großem Wert.
Dank seiner großen Erfahrung als Halter und Züchter von Kanarien wird Holland als „die Heimat der Kanarienzucht“ bezeichnet. So bekam z.B. im Jahre 1700 ein M. COVER aus Amsterdam von der Regierung der Niederlande eine Auszeichnung als „Bester Kanarienzüchter im Land“. Dank dieser großen Auszeichnung fühlten sich die Liebhaber aus den Nachbarländern von den holländischen Kanarienzüchtern angezogen. Mehrere dieser Fremdlinge zog es nach Holland um:

a)      
dort das Zuchtsystem zu studieren

b)       einer Zuchtrichtung nachzugehen

c)       Bestellungen für Kanarien aufzugeben.

Unter den „Besuchern“ waren unter anderem auch die Herzogin van BERRY und der Vogelkundler HERVIEUX DE CHANTELOUP.
Obwohl dem Gesang als auch der Farbe bei den Kanarien viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, bedachten die Niederländer auch die Positur. Die ersten Positur- und Friseekanarien kennt man von den Niederlanden her, obschon diese niederländischen Positurkanarienrassen in anderen Ländern verbessert und veredelt wurden. Hiervon berichtete auch der französische Ornithologe M. LEGENDRE.
Vorwiegend jedoch fand die Liebhaber – oder zu jener Zeit noch Erwerbszucht bezüglich Gesang und Farbkanarien statt. Anfänglich wurden die gewohnten Gesangskanarien eingeführt und nachgezüchtet. Nach geraumer Zeit bot sich eine eigene Gesangsrasse, die „Alten holländischen Kanarien“, danach gab es die „Sächsischen Kanarien“, die die Vorliebe fanden. Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die „Sachsen“ durch die „Harzer Gesangskanarien“ abgelöst. Ab etwa 1930 hat dann auch der „Wasserschläger“ seinen Weg zu den niederländischen Gesangszüchtern gefunden.

Entwicklung der Kanarien in Belgien

Wenn wir die Einfuhr von Kanarien in die Niederlande bereden, sollten wir uns auch bewußt sein, das hiermit auch die Süd – Niederlande gemeint ist, dem heutigen Belgien, da dieser Bezirk erst 1830 unabhängig wurde.
Vornehmlich in Flandern wurden die Kanarien zeitgleich eingeführt wie in Nord – Niederland (Holland). Wie schon angedeutet, war es besonders in Flandern, wo man sich in auffallender Weise für die Kanarienzucht interessierte.
Geschichtsschreiber hielten fest, das, als 1566 in der flämischen Bevölkerung zu einem Aufstand gegen ihren Landesherren PHILIP II. kam, entsandte Spanien ein „Hilfsheer“ von 20.000 Mitgliedern unter der Führung von dem Herzog d‘ ALVA an den Hof, um die aufständischen Flamen zu strafen. Daraufhin flüchtete Flamen, die als Weggefährten manchmal ihre Kanarien mitnahmen, nach England. Unter diesen Kanarien waren auch einige aus einer Zuchtrichtung, die zu großer Körperform führte.
Betreffende Flamen ließen sich in großer Zahl in der Grafschaft NORFOLK nieder, deren Hauptsitz NORWICH genannt wurde.
In ihrem neuen Verbleib setzten die Flamen ihre Kanarienzucht fort und entwarfen, viele Jahre später die sogenannten NORWICH – Kanarienrasse.
War es nicht auch in Flamen, als im 16./17. Jahrhundertwechsel die BULT – Kanarienrasse ins Leben gerufen wurde?
Oder war es nicht auch in Flandern – im Laufe des 19. Jahrhunderts – das eine Gesangskanarienrasse kreiert wurde mit Nachtigallengesang, die später die Benennung „BELGISCHE WATERSLAGER“ bekamen.
Seit Beginn der Kanarienzucht zeigte die Entwicklung viele Wege. Der französische Vogelkenner G. SMET berichtete, das in Flandern in der Kanarienzucht der Grundstock für Malinois (Belg. Waterslager), Busso Belg., Pariser Frisee, Norwich, Lancashire, Scotch Fancy und viele mehr gelegt wurden.
Wenn auch nicht alle der wenigen Niederschriften geklärt werden konnten, über die Geschichte der Kanarien und der bestehenden Resultaten in dieser Zucht, so scheint es doch überflüssig zu sein, darauf hinzuweisen, das in Belgien, insbesondere im Bereich Flandern, seit der Einfuhr der Kanarien ein großer Teil in der Zucht zur Kreation neuer Rassen beigetragen wurden.

  Kanarienevolution in Spanien

        Damals, 1476, als unter der Regierung von Ferdinand von ARRAGON und von Isabella von CASTILLIE die Spanier definitiv ihre Füße auf die Kanarischen Inseln setzten, um sie zu übernehmen, waren sie angetan von den kleinen grün / gelben Sängern. Möglicherweise waren diese Vögel schon einigen Reisenden aus ihrem Heimatland bekannt, vielleicht besaßen auch schon einige Landesgenossen diese Sänger.
Da nun die Kanarischen Inseln spanisches Grundgebiet wurde, war es naheliegend, das die wilden Kanarien in größerer Anzahl auf das Festland gebracht wurden.
Die territorialen Besitztümer Spaniens waren stark ausgebreitet, so das man sagen konnte, das in ihrem Reich die Sonne nie unterging. Allerdings befand sich Spanien in einer Phase, in der ausschließlich an erobern, überwältigen und Unterwerfung gedacht wurde. Die männliche Bevölkerung war zumeist unterwegs, und so war es dann auch fast nur noch hinter Klostermauern möglich, Kanarienhaltung zu pflegen. Somit gibt es wohl keinen Zweifel darüber, das die Kanarienzucht begrenzt, da auch schwierig war. Die politischen und militärischen Wirren ließen es – wenngleich unter erschwerten Bedingungen – zu, das die eingeführten, als auch gezüchteten Kanarien verkauft werden konnten. Als sicheres Zentrum des Kanarienhandels galt die kleine Hafenstadt
CADIZ.
Mancherorts wurde behauptet, das die spanische Regierung einen Erlaß herausgegeben haben soll, nachdem es verboten war, Kanarienweibchen auszuführen, wohl um die Monopolstellung in der Kanarienzucht nicht zu gefährden. Doch wenn man bedenkt, das in manchen Ländern Europas die Kanarien schon seit einigen Jahren gehalten wurden, als auch die Tatsache, das weiterhin Vögel dieser Art in ihren Heimatgefilden lebten – was diesen Erlaß neutralisierte – erschienen derartige Maßregeln als nicht glaubwürdig. Der Verdacht liegt nahe, das die Züchter selbst dieses Gerücht aufbrachten, um ihre Zucht erweitern zu können. Viele Weibchen können viele junge Sänger hervorbringen.
Ein anderer, nicht beweisbarer Artikel soll besagen, das der größte Teil Weibchen getötet wurde, bis natürlich diejenigen, welche für die eigene Zucht benötigt wurden, nur um ausländischen Interessenten die Zucht zu erschweren. Man kann es glauben oder nicht....... zumindest erscheinen diese Standpunkte mächtig übertrieben.
Wie dem auch sei, die Kanarien entwickelten sich bedingt durch die allgemeinen Gegebenheiten nicht so günstig. Sicher ist auch, das von einer organisierten Zucht und noch mehr dem planmäßigen Verlauf so wie man es später von Österreich, Deutsch Tirol, der Schweiz und dem Harz in Sachsen her beschrieb, nicht die Rede sein konnte.
Soweit es möglich war, blieben die Spanier bei der Kanarienzucht, auch in den schweren Jahren der Kriege, politischen Gegebenheiten und Tribunalen, die das 16.-17.-18.-und 19. Jahrhundert durchzog. Diejenigen, die die Kanarienzucht durchhielten, haben sich um so mehr auf diesem Gebiet verdient gemacht.
Die fehlenden Ergebnisse – in neuen Rassen – lassen die Genügsamkeit in der Kanarienornithologie erkennen.
Nach dem spanischen Bürgerkrieg 1936 – 1939 hatten die Züchter mehr Gelegenheit, um sich zu organisieren. Während der Periode der eintretenden Ruhe ging es natürlich vorwiegend um die Frage, was die Natur aufbringen konnte, und man empfand Genugtuung und Glück. Aus dieser Perspektive nahm die Kanarienzucht einen beachtlichen Platz ein. Die Erfolge blieben nicht aus, da auch das Studium am Vogel merklich zunahm, so das sowohl örtliche als auch regionale, wie auch nationale Vereinigungen gegründet wurden. Mehrere aktive Liebhaber machten durch ihr wissenschaftliches Können aufmerksam.
In zurückliegenden Jahren wussten die Spanier neue Kanarienrassen zu kreieren, wie
§  Die neue Positurkanarienrasse in Miniaturformat mit einer Größe von 10 cm:
          den „Raza Espanol“

§  Eine neue Gesangskanarienrasse mit dem Namen:
        „Timbrado Espanola“, die auf nationalem Gebiet viele Freunde gefunden hat.Timbrado

Die Entwicklung der Kanarienzucht in Deutschland und Österreich

Wir können Österreich und Deutschland zusammenfassen, da die Entwicklung in beiden Ländern miteinander verbunden war. Dieses gilt insbesondere für die Kanarienzucht von Österreich, Deutsch – Tirol und später auch dem Harzgebirge.
Es erübrigt sich fast, darauf hinzuweisen, das die Zucht in Richtung Gesang dominierte.

1.  
In Österreich und Deutsch – Tirol war die Kanarienzucht mit ihrem „Tiroler Sänger“ ein Bestandsmittel für manchen Bewohner dieser Region.

2.  
In Sachsen waren die „Sächsischen Kanarien“ beheimatet, die beliebt und auf der ganzen Welt gefragt waren.

3.  
Zum Harzgebirge kamen die Kanarien aus Tirol. Hier veredelte man die „Tiroler“ zu einer neuen Gesangsrasse, den „Harzer Kanarien“.

Die Tiroler Kanarien

Um 1700 wurde die wirtschaftliche Lage in Österreich und Deutsch – Tirol bedenklich. Die Bergbewohner, die Waldarbeiter und Holzhacker, konnten nur noch mit Mühe ihren allernötigsten Lebensunterhalt erwerben. Um diesen Zustand zu verbessern, gingen sie allmählich dazu über, Kanarien zu züchten. Die Kanarien kamen aus Italien. Es waren jene, von denen sehr zu Unrecht behauptet wurde, das sie aus Kreuzungen hervorgingen zwischen den Mitteleuropäischen Kanarien (canarius – canarius), und denen von den Kanarischen Inseln (serinus – canarius).
Wie auch immer die Zusammenstellung im Ursprung der dort eingesetzten Kanarien war, sicher ist, das die Zucht eine unglaubliche Ausbreitung fand.
Um ihre Zuchtprodukte unter das Volk zu bringen, begaben sich die Züchter mit ihren Vögeln zunächst zu den umliegenden Märkten und sonstigen Sammelpunkten, später auch in die umliegenden und entfernten Länder Europas.
Einzelne dieser sonderbaren „Vogelhändler“ wagten sich selbst bis zur Türkei, Rußland oder Ägypten vor.
Zum Transport dieser zum Verkauf vorgesehenen Spezies wurden viele kleine Kästen gefertigt, welche dann auf einem merkwürdigen Traggestell gepackt und mit Schnüren zusammengehalten wurden. Auf diese Weise konnte ein Transportierer manchmal über 200 Vögel mit sich führen.
Die Reise wurde, da weder Straßen noch Transportmittel nach heutigem Verständnis vorlagen, per Fußmarsch, streckenweise auch auf einem Fuhrwerk oder Boot – gegen Bezahlung – vorgenommen.
An bestimmten Stellen, so hatte es sich eingebürgert, es waren vorwiegend Herbergen, wurde gehalten, um die Nacht zu verbringen, zu verschnaufen, oder mit dem Verkauf zu beginnen. Einige von diesen Herbergen wurden zu wahren Sammelpunkten für die Vogelhändler, so das sich ein spezieller Markt bildete, wo sich auch Liebhaber, Züchter und Wiederverkäufer trafen. Einer dieser bekannten Halteplätze war die Herberge „A la Boule“ in St. Antoine bei Paris.
Die Vogelhändler waren gern gesehene Leute, da sie nicht nur das Geschäft belebten, sondern auch sympathische Dinge anboten. Durch ihren Handel und Wandel, ihre Lebensweise im allgemeinen, inspirierten die Vogelhändler selbst berühmte Komponisten.

Heinz Bloch als VogelhändlerSo entstanden

„DIE ZAUBERFLÖTE“ von W. Mozart und

„DER VOGELHÄNDLER“ von K. Zeller


Neben denen, die ihren Lebensbestand durch die Vogelzucht und Vogelhandel
sichern konnten, gab es in Tirol sicherlich auch Schlachtopfer jener wirtschaftlichen Krise.
Von diesen arg Gebeutelten zog ein großer Teil um das Jahr 1800 mit viel Hoffnung
in das Harzgebirge, um in den Kohleminen und Wäldern werken zu können.
Viele nahmen ihre Kanarien mit, um der Liebhaberei (soweit die damalige Zeit hierfür Freiraum ließ)
nachgehen zu können, wobei ein eventueller Zuverdienst nicht zu verachten war.

 

 

Die Sächsischen Kanarien

 
Die Kanarien, mit denen wir es hier zu tun haben, wurden anfänglich in Deutschland eingeführt über die Baltische See, Preußisch – Oldenburg und Hannover, was bedeutet, das die ersten Kanarien, die nach Deutschland kamen, mit den gleichen Mittel befördert wurden, wie die Artgenossen in anderen Ländern Europas.
Von 1550 bis 1600 soll die Kanarienzucht sich mehr nach Süden ausgeweitet haben bis in die Gebiete Leipzig, Dresden und Nürnberg. Ab 1600 nahm die Bedeutung der Kanarienzucht zu. Nürnberg und Umgebung genoß auf diesem Gebiet einen guten Ruf. Die Zucht weitete sich in Sachsen allgemein aus, und die Kanarien nahmen langsam die Eigenschaft zu besserem Gesang an, und es entwickelten sich die „Sächsischen Gesangskanarien“, die im Ausland sehr begehrt waren.
Als kräftige Vögel waren die Sächsischen Kanarien bekannt, ähnlich den heutige Hausvögeln. Seine Farbe ist durchgehend gelb. Was seinen Gesang angeht, so kann man sagen, zeichnete er sich durch lange Rolltouren (in denen der Konsonant „R“ vorherrscht) in steigender und fallender Form aus, doch er ließ ebenso Gesangsstücke in geschlagener Form hören.
Bedenken wir, besonders die vornehmen Eigenschaften, mit denen der Sächsische Sänger bei der Entstehung vom „Belgischen Waterslager“ mitwirkte, der die gleichen Erkennungsmerkmale zeigt. Beide Zuchtrichtungen zeichnen sich aus durch:

§         Robuste Form

§         Der einigermaßen vornehmen Haltung

§         Die überwiegend gelbe Farbe

§         Dem rollenden und geschlagenem Gesang
 
Schon um 1600 waren die Züchter von Sächsischen Kanarien recht gut organisiert, so das viele tausend Gesangskanarien jährlich in das Ausland befördert wurden. In wenigen Worten kann man sagen, das die Sächsischen Kanarien sich zu einem unglaublichen Handelsprodukt entwickelt hatten.
Zwischen 1850 und 1875 lag wohl der Höhepunkt im Handel mit den Sächsischen Kanarien, die nicht nur auf dem europäischen Festland, vielmehr auch in England, Süd – Afrika, Nord – Amerika usw. Freunde gefunden hatten. Besondere Abnehmer fand man noch in den Niederlanden und Belgien, das inzwischen selbständig wurde, Frankreich und Portugal. Die Zahl der jährlich ausgeführten Sächsischen Kanarien lag über 300.000 Vögel. Doch diese so bekannte und gewünschte Kanarienrasse lernte nach ihrer Blütezeit auch den Verfall kennen, dieses insbesondere durch die Gesangsveredlung zu den „Harzer“ Kanarien.

Die Harzer Kanarien

In    fliegender Harzer Roller HahnBezug auf die „Harzer“ wird man von einer Einfuhr innerhalb Europas berichten können. Seine ursprüngliche Zuwanderung wird man bei den Tiroler – Kanarien finden können, deren Vorfahren wiederum aus Italien importiert wurden. Wie diese Kanarien sich im Harzgebirge entwickelten, kann man darlegen.
Die Mehrheit der aus Tirol zugewanderten, die ihre Kanarien in das Harzgebirge mitbrachten, setzten ihre Zucht fort. In den Kohleminen hatten die Arbeiter täglich 12 Stunden ihrem Gewirke nachzugehen. Während der langen Abwesenheit des Mannes war es die Aufgabe der Frau, neben den häuslichen Gegebenheiten die Kanarienzucht aufrecht zu halten.
Ungeachtet der Möglichkeiten, die sich bei dererlei Umstände ergaben, bekam man dort recht gute Ergebnisse in der Zucht, und somit stieg auch das Zubrot der Bergleute.
Zum Ende eines Jahres wurden die Vögel von den Züchtern zu einer Sammelstelle zusammengetragen. Ausgesuchte Spezialisten (Vorgänger der Preisrichter) klassifizierten die Harzer Vögel nach ihrem Gesangswert, wobei die Einstufung der Gesangsgüte sicherlich nicht so detailliert war wie heute. Die Sänger wurden, wenn sie zu hören waren, eingeteilt in gute, weniger gute und schlechte Sänger. Obschon hierbei eine, nach heutigem Verständnis, recht grobe Einstufung vorgenommen wurde, so zeigte sie doch den Weg zur Auslese / Selektion, da sicherlich ein guter Sänger auch positive Seiten in der Zucht zu zeigen vermochte. Auf diese Weise wurden auch die Züchter entsprechend angeregt. Es war etwa

1860, als es dem Minenarbeiter W. TRUTHE aus St. Andreasberg, wohnhaft Danielstraße 146, gelang, einen Stamm Gesangskanarien zu züchten, der auch Hohlrollen – Gesangsstücke hören ließ. 1895 gelang es M. SEIFERT, der ebenfalls in der Harzer Gegend wohnte, einen Stamm Gesangskanarien mit Hohlrollen und Knorr – Stücken vorzuführen.
Etwa im gleichen Zeitraum bemerkten auch andere Züchter wie z.B. VOLKMANN – ERNTGES – und BRANDNER, wie sich der Gesang der Harzer Kanarien verbessern ließ, und dem Harzer zur Ehre verhalfen.
Besonders die Namen TRUTHE und SEIFERT werden weiterhin verbunden bleiben mit der Veredelung der Harzer Kanarien.
Angesichts der Gesangsqualität der Harzer gab sich der gute Name der „Sachsen“ allmählich in Vergessenheit, ebenso wie es dem „Tiroler“ geschah. Die guten Sänger nahmen den Platz von den weniger guten Sängern ein.
Außer für die Gesangskanarien hatten die deutschen Züchter sich auch für die Farb- und Positurkanarien interessiert, und kreierten

 Die „Deutschen Haubenkanarien“ und die „Münchener Positurkanarien“.

Deutsche Haube

Kanarienevolution in der Schweiz

Die Bewohner der Schweiz zeigen nicht nur ein besonderes Interesse an der Kanarienkultur, sondern trugen auch bedeutend dazu bei, das die Kanarien in die West – Europäischen Länder ausgebreitet wurden.
Zusammen mit den Züchtern aus Deutschland und Österreich organisierten sie im Laufe des 16.Jahrhunderts eine Art Handelsbüro für Kanarien. Der Sitz dieser Zentrale war das kleine Städtchen IMST in Nord – Tirol.
Diese Verwaltung hatte die Aufgabe übernommen, im Namen der Tiroler Züchter den Ein- als auch den Verkauf zu den Deutschen, Österreichern- und Schweizer Vogelhändlern zu koordinieren.
Das die Schweizer Landsleute auch in der Kanarienzucht ihre Erfahrungen machten und aktiv umsetzten, konnten sie mit der Schaffung der

§         „Berner Positurkanarien“ und den

§        
„Schweizer Frisee“
unter Beweis stellen.

Die Kanarienzucht gebunden an die Vorliebe der Bevölkerung

In Anbetracht der Gegebenheiten, von denen wir hier Kenntnis nehmen, können wir davon ausgehen, das die Kanarienzucht allgemein seinen Anfang nahm bei den Seeleuen, ihren Familien und bei den Menschen, welche sowohl über die Mittel, als auch die Gelegenheit verfügten, um dieser reichlich aufwendigen Liebhaberei frönen zu können, selbst in Kriegswirren.
Schließlich war dieser finanzielle Aufwand nicht ohne Risiko und Wagnis bezüglich ansteckender Krankheiten, mangelndem Wissen bezüglich der Haltung – Versorgung – Krankheitserkennung – Mangel an passender Medizin – fehlendem Wissen in der Zucht – Fehlleitung durch unpassende Verpaarungen usw. usw. machten die Haltung nicht leichter.
Bis um das Jahr 1700 war für die normale Bevölkerung an eine Kanarienzucht nicht zu denken, nicht einmal daran, sich einen einzelnen Kanarienvogel halten zu können. Der Arbeiterstand verdiente durchschnittlich 209 Stu’ber (Stuivers) – das entsprach etwa einem Florint – in der Woche. Dafür hatte man 12 bis 14 Stunden täglich seinen Dienst zu tun. Den Händlern hatte man in die Hand zu legen

§         +/- 3 Florint und 10 Stuiver für einen etwas außergewöhnlichen Kanarienvogel

§         +/- 4 Florint und 10 Stuiver für einen Kasten

§         +/- 100 Stuiver für das Futter eines Kanarienvogels

für die Dauer von einem Jahr.
Bei dieser Relation ist es verständlich, das die Kanarienzucht für die Arbeiterklasse unmöglich war, und lediglich die Aristokratie und Industriellen oder Händlern der Führungsklasse
vorbehalten war.
Der fehlende Wohlstand jener damaligen Arbeiterklasse war zudem mit großem persönlichen Einsatz verbunden wie Krankheit, Invalidität, Arbeitslosigkeit, Naturkatastrophen, Hungersnot und manchen Sorgen mehr, die wir uns heute in der sozialen Zeit nicht mehr vorzustellen vermögen. Mißgeschick oder Katastrophe, beides brachte die Angehörigen an den Bettelstab.
So erfuhr man in den Niederlanden im Winter 1749 auf 1750 eine lang anhaltende Kälte. Der Frost setzte im Oktober ein und verabschiedete sich erst im März des darauffolgenden Jahres. Zeitweise bemerkte man bis zu – 20 Grad C. Der Vorrat der Nahrungsmittel war verbraucht, lange bevor der Frost sich zurückzog.
Die Bevölkerung war genötigt, gefrorene Brennesseln, Wurzeln und alles mögliche Pflanzenwerk als Überlebensmittel anzusehen. Selbst im Bett starben unterkühlt kleine Kinder. Schwache Erwachsene, die sich vom Haus entfernten, um Nahrung zu suchen, kamen oft vor Hunger und Kälte um. Kurzum, die Bevölkerung litt fürchterlich.
Es versteht sich, das sich auch die Kanarienzucht von diesem Winter nur schwerlich erholte. Nicht viel anders erging es den Züchtern in Österreich und Deutschland.
Die Regelmäßigkeit im allgemeinen Zustand kehrte in West – Europa langsam zurück.
Mancher, der in den Vorjahren eine gediegene Unterkunft suchte, ohne Angst um sein Leben haben zu müssen, hatte sich auf eine „Flucht in das Ungewisse“ gemacht, nach dem Motto: Koste es was es wolle, hatte seine Kanarienvögel zu einem mäßigen Preis verkaufen oder verschenken können (da ein Muss).
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts lag die Kanarienzucht in allen Schichten der Bevölkerung.
Die größten „Absetzer“ bei den Kanarien blieben Österreich und Deutschland, mit den im Tirol – Harzgebirge – Sachsen gezüchteten Vögeln.
Für den Transport nach Übersee gab es zum Teil Begleiter, wie auch auf den Dampfschiffen oder der Eisenbahn, die das beruflich machten. Überliefert sind besonders die Namen RUHE und REICHE. Auf manchen Schiffen gab es gar spezielle Kabinen, in denen die Vögel untergebracht waren, so das auch die Versorgung besser vonstatten ging, was nicht von Nachteil war bei einer Sendung von zuweilen mehr als zehntausend Vögeln. Dererlei Großtransporte behinderten trotzdem die örtliche Ausfuhr innerhalb Europas nicht. Somit konnten (zunächst) die traditionell eingestellten Händler, die mit ihrer großen Trage auf dem Rücken, auf der an Vögel geladen war was mitging, transportierten. Im Westen waren hierfür bekannt (namentlich überliefert) MULLER, SCHODEMER, REICHER und Frau DOLITSCH.
Gleichzeitig wurde der Transport mehr und mehr modernisiert, mehrere und bessere Transportmittel wurden eingesetzt, die Umfuhr ging schneller. Somit begann man auch in vielen Ländern, in der eigenen Zucht das „aufzufüllen“, was man benötigte. Diese Wandlungen brachten es auch mit sich, da auch Einfluß auf das abenteuerliche und romantische Leben der reisenden Vogelhändler genommen wurde. Was bestehen blieb, war folkloristische Erinnerung.

Positive Aspekte der Kanarienzucht in Europa

Wir haben nicht nur den Eindruck, vielmehr sind war davon überzeugt, das die Einfuhr und die Leidenschaft zu den Kanarien in Europa sehr positiv war.
Die Völker in den europäischen Ländern wurden in den Jahrhunderten immer wieder durch Aufstände und Kriege gebeutelt. Der Drang zu mehr Besitz in der Politik, als auch der Kampf um das Überleben ließen den Geist und die Nerven nicht zur Ruhe kommen, was wiederum dazu führte, das in Augenblicken der Überspannung und Aufwindung, der Mensch seine Beherrschtheit und den Verstand verlor. Es kam vielfach dazu, das man sich zu Taten hinreißen ließ, für die man sich nach der Rückkehr der Besinnung zutiefst schämte. Durch die Anziehungskraft, die der Vogel ausübt auf das unredliche Geschöpf, das der Mensch sein kann, findet letzteres oft nicht zum Geistesgleichgewicht zurück, das einem Vogelliebhaber und Vogelzüchter zu Eigen ist, und wurden selbst für geringe Emotionen faßbar, und versuchten diese, in der Vogelzucht wiederzufinden, so daß sie manche schlaflose Nacht verbrachten, wenn es den jungen Kanarien nicht gut ging.
Mancher hätte gut daran getan, sich der Tendenz anzugleichen, wie sie sich bei denen entwickelten, die sich mit der Vogel- oder Kanarienhaltung und Zucht befaßten, bei dessen Beschäftigung

-          die guten Eigenschaften des Menschen zum Vorschein kommen

-          eine praktische Anleitung gibt zu einer Freizeitgestaltung in einer hochstehenden Kultur

-          das Studium (Beobachtung) Anleitung zur praktischen Entfaltung und ordnen des Geistes bringt

-          die Möglichkeit eines Nebenerwerbs anbietet

-          als auch einen Beitrag zur Weltverbrüderung leistet.

„WAS NICHT ZU ERREICHEN SEIN WIRD DURCH GEWALT, BETRUNG, LIST ODER DIPLOMATIE, JEDOCH DURCH UND FÜR DIE VÖGEL“, so der ehemalige Vorsitzende der C.O.M. J. LAMBERT.
Die wohltuende und fruchtbare Eigenschaft der Kanarienkultur und der Ornithologie im Allgemeinen zeigen sich um so mehr in der C.I.C. „Confederation Internationale Canaricultur“ und der später gegründeten C.O.M „Confederation Ornithologique Mondiale“. Ihre Gründungen sollten nichts anderes bewirken, als ein freundliches und friedliches Zusammenkommen von Vogelzüchtern aus der ganzen Welt. Diese Verbrüderungsaktivität über die Kanarienkultur wurde am 18.03.1956 ins Leben gerufen.

 Benennungen – Sorten – Rassen – Varianten

Die wilden Kanarien, die in freier Natur gefangen und in Europa eingeführt wurden, nannte man zunächst „ZUCKERVÖGEL“.
Später wurde der Zuckervogel umbenannt auf „KANARIE“, da er auch von den Kanarischen Inseln kam.
Das Wort „Kanarisch“ war jedoch nicht direkt auf den Vogel bezogen, sondern ist vielmehr abzuleiten von den Hunden, die man einst im wilden Zustand antraf. Hunde bezeichnet man auf Latein „canis“, und dieses Wort diente der Benennung „Kanarische“.
Die frei fliegenden Kanarien wurden von Anfang an wegen ihres Gesanges gefangen und verkauft. Somit kann man sie ohne Zweifel als Gesangskanarien bezeichnen.
Selbst als sich die ersten Farbmutationen in der Zucht aufzeigten, sie blieben doch Gesangskanarien, als welche sie auch gezüchtet und gehandelt wurden.
Unter den Einflüssen, welche die Gefangenschaft mit sich brachte, wie Mangel an fehlendem, reifen und halb reifen Sämereien, als auch abwechslungsreichem Grünfutter, eingeschränkter Bewegung und vielem mehr, über Generationen begann ihr zum Teil grünes Gefieder sich umzustellen, und nahm einen gelben Farbton an. Nach strenger Selektion und Inzucht war es kein geringerer, als die Königin ELISABETH von England (1533 – 1603), der es gelang, die ersten vollständig gelben Kanarien zu zeigen.
Es war in Bayern – Deutschland – um 1677, als man die ersten weißen Kanarien vorstellte, die Kanarien in „Deutsch – Weiß“. Ab etwa 1700 wurden regelmäßig weiße Kanarien aus Deutschland in umliegende Länder abgegeben. Weißbedeckte Kanarien trugen sowohl den weißen, als auch den gelben Faktor in sich, das Weiße in der Farbe dominierte, so das der gelbe Faktor nicht sichtbar war, so das man diese Nuance „Dominant weiß“ oder „Deutsch weiß“ nannte.
Es ist nicht exakt möglich, den Ursprung der Achat – Kanarien zu bestimmen. Wohl ist es so, das Hervieux de Chanteloup hiervon in seinem 1709 erschienenen Buch berichtete: „Die achatfarbigen Kanarien sind nichts anderes als grüne, aufgehellte Kanarien“. Was uns auffallen mußte war der Fehler, von Hervieux de Chanteloup aber berichtete von:

-          Achat – Kanarien mit roten Augen und

-          Weiße Kanarien mit roten Augen.

Bei einer späteren Mutation erreichte man durch den Verlust vom Schwarzfaktor bei den grünen Kanarien das braune Melanin, und die „Braunen Kanarien“ waren geboren.
Als man einen Achatvogel – diese mit dem Aufhellungsfaktor – mit braunen Kanarien kreuzte, bekam man Zuchtprodukte mit aufgehelltem Braunfaktor, die „Isabell“ – Farbe . In Verbindung mit der Bezeichnung „ISABELL“ in der Farbgebung gibt es eine Anekdote, die, das ist wohl sicher, so in dieser Form nicht mit der Farbbezeichnung in Verbindung stehen wird.

„PHILIPP II.“ schenkte seiner Tochter ISABELL zur Hochzeit mit dem ALBERT, Herzog von Österreich, 1598 die Niederlande. Mehrere Städte jedoch wollten die Order des neuen Fürstenhauses nicht anerkennen. Eine dieser Städte war Ostende, dessen Belagerung drei Jahre dauerte.
Aus einer Laune heraus schwor Königin Isabella einmal, das sie ihr Hemd solange anhalten würde, bis die Stadt unter ihren Truppen gefallen ist. Als dann 1606 der Aufstand geklärt war, soll die Farbe ihres Hemdes ernsthaft verändert gewesen sein. Nach der Tönung des Königinnenhemdes soll der Farbton „isabell“ benannt worden sein. Schade, die Historie macht keine Aussage darüber, wann sie den Eid ablegte, jedoch läßt alles daran glauben, das dieser Vorsatz nicht zu Beginn der Streitigkeiten gefaßt wurde, da das Hemd in diesem Fall wohl mit einem „Schwarzton“ bezeichnet werden dürfte.
Es gelang einer Miss LEE in Metingborogh (Wellington) 1906 weiße Kanarien vorzustellen, die von zwei weißen Eltern gezüchtet wurden. Dieser Nachwuchs trug zweimal den Faktor „weiß“ in sich, was normalerweise einen Lethaleffekt bei den Nachkommen hätte.
Etwa im gleichen Zeitraum gelang es W. KIESEL in London, ebenfalls artgleiche Kanarien mit der Zusammenstellung weiß x weiß zu züchten. Diese Art „Weiß“ dominierte nicht bei der Zusammenführung mit „Gelb“. Man nannte es „rezessiv“ oder „Englisch Weiß“.
Ein anderer großer Moment in der Entwicklung der Farbenkanarien zeigte sich 1920 auf. Dem deutschen Züchter DAMMS ist es geglückt aus „Roten Schwarzkopfzeisig“ mal Kanarie Hybriden zu züchten. Sein Freund Bruno MATERN setzte mit diesen Hybriden (die unfruchtbar zu sein schienen), die Zucht mit anderen Kanarien fort. Die erhaltenen männlichen Kreuzungsprodukte wurden stets wieder mit Kanarienweibchen gepaart, doch erst in der fünften Generation erwiesen sich die Nachkommen als zuchtsichere Kanarien mit „Rotfaktor“.
Verständlich, das diese Neuigkeit viel Klärung in die Farbkanarienzucht brachte, und die Liste der neueren Erkenntnisse schien kein Ende zu nehmen.
Die Kanarien mit den Farbvarianten Grün – Achat – Braun – Isabell – Gelb – dominant wie auch rezessiv Weiß als auch in Rot gehören der selben Kanarienrasse an, den FARBKANARIEN.
Was die Gesangskanarien betraf, bekamen diese mit den Jahren je nach Gebiet eine eigene Gesangsrichtung. Neben dem Gesang war dieses ebenso der Fall für Form – Größe – Frisee.
Es war wiederholt Hervieux de CHANTELOUP (um 1700), der mehr Aufmerksamkeit auf die Gesangsentwicklung legte, und beobachtete, wie sich der Gesang durch „Klangvorträge“ beeinflussen ließ.
Schon zu Beginn seiner Anstellung als Direktor der Zuchtvolieren bei der Herzogin de BERRY wurden die jungen Kanarien, die imstande waren, selbständig ihr Futter aufzunehmen, in Gesangskästen abgesondert und mit einem Tuch abgedeckt. Fünf bis Sechsmal am Tag bekamen diese abgesonderten Kanarien „Gesangsstunde“, wobei die Lektion darin bestand, das eine Melodie mehrere Male mit einem Fagott (eine Art Flöte mit klaren, aber höheren Tönen) vorgetragen wurde. Nach zwei, drei oder vier Monaten Schulung wurde der Unterricht als ausreichend angesehen. Die Kanarien, die nicht in der Lage waren, die gehörten Klänge nachzusingen, wurden als die angesehen, die nicht die genügende Veranlagung hatten, und als schlechte Sänger qualifiziert.
Später wurde man sich bewußt, das der beste „Gesangsmeister“ nur ein alter Kanarienmann aus derselben Gesangszuchtlinie sein konnte.
Zum Anlehren von dem Gesang machten andere Züchter mit mechanischen Geräten ihre Erfahrung.
Unsere heutigen Züchter verwenden diese Apparaturen nicht mehr, obwohl das kein Beweis dafür ist – insbesondere für das Vortragen von Wasserklängen – das hier nicht noch zum Teil selbst gebaute Instrumente eingesetzt wurden, damit die Vögel zum Beispiel die kunstvollen Wasserschlagtouren vortragen können, die man so eifrig sucht. Die eingesetzten Geräte waren / sind nichts anderes als Tonnen, Pumpen, Trichter und Wasser.
Auch gab es Züchter (Gesangsausbilder), die als Klangvorträger andere Vogelarten einsetzten, um den Gesang ihrer Kanarien zu verbessern. So benutzte der deutsche Züchter BREHM den Baumpieper (Anthus trivialis) als Vorsänger. Ein anderer deutscher Züchter namens REICH setzte 20 Jahre eine Nachtigall (Luscinia magahunchos) in die Umgebung seiner jungen Kanarien.
Laut D. und L. PEATTIZ aus England, hat sich, nach intensiven Untersuchungen mit Magnetophonen und anderen elektrischen Instrumenten herausgestellt, das die einfachen Rufmöglichkeiten erblich sind, doch der tatsächliche Gesang, sowohl als erblich, wie auch als angelernt, angesehen werden muß.
An der Universität von Cambridge hat eine Gruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung von Dr. W. THORPE festgestellt, das

-          ein gleichartiger Fink, der mit Artgenossen aufgewachsen ist, einen prächtigen Finkengesang vorträgt, wogegen

-          ein dem Nest entnommener Fink später einen verformten und schlechten Artgesang von sich gibt, wenn er abgeschieden von Artgenossen aufwuchs.
Somit wurde bewiesen, das jede Gesangsvogelrasse nur ihren eigenen arteigenen Gesang hervorbringt.
Die Ornithologen von der Universität Cambridge bemerkten auch noch andere Eigenschaften vom Vogelgesang und kamen zu der Erkenntnis, das das, was dem Vogel während des Heranwachsens, als auch während des Gesangstriebes  im ersten Jahr zu Ohren kommt, behält er für sein ganzes Vogelleben.
Während einer kurzen Periode im ersten Lebensjahr (zumeist innerhalb einer Zeitspanne von sechs bis acht Wochen) stellt der junge Sänger sein Gesangsrepertoir zusammen, an das er sich künftig hält. Alles war er danach zu hören bekommt an musikalischen Gesängen, hat nicht den geringsten Einfluß auf seinen Gesang. Die Melodie, die er während der kritischen Periode der Anlernzeit erlernte, bleibt für sein ganzes Leben – ohne Abweichung.
Diese wissenschaftlichen Feststellungen oder Auslegungen wiesen auf die Notwendigkeit eines „Gesangsmeisters“ oder „Vorsängers“ in der Kanarienzucht während der Gesangsanleitung hin.
Vorgenannte Theorien sollen jenen Behauptungen ein Ende machen

§         die Schulung machen ohne Gesangsmeister oder Vorsänger

§         dem zweckmäßigen Gebrauch von dem Fagott

§         der sinnvollen Anwendung von der „Gesangsorgel“

§         den Gebrauch von elektrischen oder mechanischen Geräten als Klangvorführer.

Es scheint der Zeitpunkt gekommen zu sein, um auf die Notwendigkeit hinzuweisen, das der junge Sänger in der Tat auf ererbte Weise die Anlage in sich tragen muß für den vorzutragenden Gesang.
Zur Bestätigung verweisen wir auf die Theorie von JENNINGS, die besagt, das die Modifikationen, die durch Futter, Vorgesang und sonstigem auftreten, keinen erblichen Charakter haben.
Wir können uns als Richtlinie in der Kanarienzucht setzen, das:

Der Gesang von Kanarien unter dem Einfluß vom Vorsänger zu Modifikationen übergehen kann. Der Gesang kann auf diese Weise die Eigenschaft vom Wassergesang bekommen. Wenn der Sänger jedoch die Anlage zum Wassergesang nicht in sich trägt, so wird er die Anlage hierzu auch nicht ans seine Nachkommen weitergeben können.
Die erprobte Theorie über den Gesang zeigt manche Klarheit in eine etwas dunkle Ecke. In Kreisen von Züchtern wurden diese Neuigkeiten lediglich schweigend angehört und mit schiefen Augen zur Kenntnis genommen.

 Die Zucht

Es ist nahezu sicher, das die ersten Halter von Kanarien wenig oder keine Vorstellung davon hatten, sie die Kanarien sich in Gefangenschaft fortpflanzten.
Die ersten Fälle von Befruchtung, Nestbau, Legen, Brüten und so mancherlei Verhalten der Vögel führte in der ersten Zeit wohl zu mancherlei Verwirrung. Diese Einfachheit bei der „Vermehrung“ in Gefangenschaft verbreitete sich rasch, und die Aktivität der Kanarienliebhaberei veränderte sich schnell in Kanarienzucht.
Der natürliche Drang der Arterhaltung wurde bei den Kanarien einfach dadurch stimuliert, das man ihnen das zur Verfügung stellte, wonach sie Bedürfnis hatten. Wegen dem Mangel an Austauschmöglichkeiten in der ornithologischen Welt, werkte jeder Züchter nach eigener Auffassung, um die größtmögliche Freude an der Kanarienzucht zu bekommen. Sie wirkten ohne die geringsten Richtlinien, doch wenn Züchter irgendwo zusammentrafen, wurden stets reichlich Beobachtungen und Wissen ausgetauscht. Mit der Zeit bekamen die Züchter auf diese Weise ein Zuchtsystem, welches jedoch mehr oder weniger einfach war, und das auch nicht unbedingt aus vertrauenerweckenden „Faustregeln“ bestand.
Die Zuchtkästen waren zu Beginn unterschiedlich in Größe und Konstruktion. Doch mit der Zeit bekamen sie gemeinsame Erkenntnisse mit eingebaut. Ende des 17. – Anfang des 18. Jahrhunderts, also um das Jahr 1700, bestanden die Zuchtkästen aus hölzernen Rahmen, zusammengehalten mit Häuten oder metallischen Gittern. Unten in dem jeweiligen Kasten war eine Lade geschoben, in der Ufersand eingebracht war – Ufersand wegen dem Kalkgehalt. Ebenso wurde an dem Kasten je ein Futter und Trinkbehälter angebracht.
Betreffende Kästen konnte allgemein doppelter Gebrauch zugeschrieben werden, da diese nach der Zucht als Gesangskästen Verwendung fanden. Während der Zucht wurde hieran auch ein Nistkörbchen angebracht, oder aber eine Nistschale z.B. aus gebranntem Ton Kanarienweibchen in einem Tonnestangeboten, worin die Vögel ihr Nest konstruieren konnten. Als Nistmaterial konnte man Moos, Heu, Tuchfasern, Baumwolle usw. in einer Raufe anbieten. Das Zuchtfutter bestand zumeist aus Ampfersamen, Raps (Rübsen), Gerste und manchem anderen. Von Kalk und Sepia war ebenso wenig die Rede, wie von Speck oder Fett oder Vitamingaben. Auch war nirgends der Gedanke von irgendwelchen Bekämpfungsmitteln für das Trinkwasser.
Die Verwendung von wilden Saaten und Pflanzen war – wie man erfahren konnte – normal. Es wurde berichtet von Salat, Chicorée, Mohn, Löwenzahn, Distel, Wegebreitsamen und vielem mehr. Auch erwähnte man, das Zwieback, Kuchen als auch unterschiedliche Pasteten als Naschfutter gegeben wurde. Die wohltuende Eigenschaft einer Bademöglichkeit war wohlbekannt und ernsthaft angeraten.
Man bemerkte auch, das die Zucht, egal wie, nicht alles war und mit regelmäßiger Anpassung kam man zu folgenden Erkenntnissen, das:

1.       im 16. und 17. Jahrhundert die Kanarienzucht einen finanziellen Anreiz bekommen konnte, was jedoch nicht jedes Mal der Fall war, um so mehr, das dergleichen Unternehmungen die Vielzahl der Risiken nicht erspart blieben. Man kann sich denken, das weder die unterschiedlichen Krankheitserscheinungen, Bekämpfungsmittel als auch die Weise, wie man sie bekämpft, nicht bekannt waren.

2.       der Gebrauch von Verhütungs- und Genesungsmitteln nahezu unbekannt war, falls doch, waren diese nicht schnell genug greifbar. Bei dem Ausbruch einer ansteckenden Krankheit fühlten sich die Züchter hilflos und verloren, wussten sie doch nicht, wie die ausgebrochene Qual zu beheben war, und hatten leidvoll anzusehen, wie der gesamte Zuchtbestand ausstarb.

3.       die Fehler, die während der Zucht vorgenommen wurden, waren gar nicht so seltsam: fehlerhafte Verpaarungen, schlechtes Futter, ungesunde Zuchtumgebung usw.

4.       anderseits, um die Kosten der Zucht zu decken, versuchte man vieles, wie möglichst viele Kanarien zu züchten, so das der Drang nach Quantität stets den Vorrang hatte, gegenüber dem Wunsch nach Qualität.
Diejenigen, denen Ungeschick in der Zucht widerfahren ist, schoben anderen die Schuld zu wie:

a)       Verkäufern von Zuchtvögeln

b)       Verkaufen von Futter

c)       Verkäufern von Zuchtkästen

Skrupellos klagten sie bei jeder Gelegenheit gegen diese Verkäufer, Lieferanten und Händler, um sich als Vorbild darzustellen. Ein Beispiel: Ein Liebhaber kaufte sich einen Zuchtkasten, und jeder Kanarienvogel, der hierin sein Heim finden sollte, starb kurz nach dem Umsetzen. Der Käufer wirft dem Verkäufer vor, diesen Kasten mutwillig vergiftet zu haben. Eine Untersuchung ergab bald, das der Kasten aus Planken von einem alten Weinfaß gebaut war, somit durchtränkt von Wein und Alkohol.
Um eine möglichst große Zahl von Gelegen und Zuchtnestern zu bekommen, wurden die jungen Kanarien nach einigen Tagen der Obhut der Eltern entzogen und anderweitig aufgezogen, damit die Altweibchen so schnell als möglich zum nächsten Gelege übergingen. Wie ist denn die Meinung von dem, was über manche Züchter erzählt wird, die es mit der kommerziellen Betrachtung noch weiter trieben, dadurch, das sie die befruchteten Eier aus dem Nest nahmen, und diese zum weiteren Bebrüten und Aufziehen bei Distelfink, Zeisig, Grünfink und anderen Vögeln, die sie zu diesem Zweck hielten, unterlegten? Angezeigte Beispiele machen deutlich, das mancher Züchter jener Zeit die Kanarien nicht nur der Liebhaberei wegen züchteten und um einen kleinen Nebenverdienst zu haben es schon vorkommen konnte, das die Zuchtvögel auf das Äußerste ausgebeutet wurden, um das Maximum hervorzubringen.
Die Zucht ging in jedem Fall von der Liebhaberei über zu einem Nebeneinkommen, und von hier über zum Broterwerb. Dieses war, hieran gibt es keinen Zweifel, der Fall bei:

-          den Kanarienzüchtern in Tirol

-          den Kanarienzüchtern in Sachsen

-          den Kanarienzüchtern im Harz

-          den umherziehenden Kanarienhändlern aus Österreich

-          den umherziehenden Kanarienhändlern aus der Schweiz.
Neben der Zucht mit den Kanarien entstanden um die Vogelliebhaberei mehrere Zweige in Industrie und Handel. So darf man mit Berechtigung sagen, das die Entwicklung der Kanarienzucht eine breite Palette von Arbeits- und Handelsmöglichkeiten für die Bevölkerung bot.
Langsam aber sicher zeigte die fortgeschrittene Entwicklung in der Kanarienzucht an, das hier fast alles möglich, doch nichts unmöglich erscheint.
In dieser Periode entwickelte sich besonders, das

§         die Organisation der ornithologischen Welt durch lokale, regionale, nationale und internationale Vereinigungen unterstützt wird.

§         die Anpassung von dem Vererbungswissen in der Kanarienzucht

§         die Anpassung von der rhythmischen Zuchtperiode bei den Kanarien

§         die Verbreitung von biologischen und ornithologischen Untersuchungen aus Schulen und Universitäten

der Öffentlichkeit bekanntgegeben werden.

 Literatur um die Historie der Kanarien

Die Literatur und die Vergangenheit der Kanarien ist seltsam, um nicht zu sagen, sonderbar, zumal eine vollständige Historie auf diesem Gebiet nicht bekannt ist.
Die verschiedenen Andeutungen, die wir finden konnten, sind zudem noch unterschiedlicher Herkunft. Lediglich einzelne Naturalisten, Biologen und Ornithologen haben uns in diesen zurückgelassenen Werken mehrere kostbare Begebenheiten über die Kanarienkultur ihrer Zeit überlassen. Unter ihnen zählen wir:
ALDROVANI, (Utisse (1512 – 1603) – italienischer Naturalist, der das ornithologische Werk „Ucce Niera“ schrieb.

GESNER, Konrad (1512 – 1565) – Schweizer Naturalist, der das tierkundliche Buch – Historia Animalum“ verfaßt hat.

GENT, G. – englischer Autor – der 1675 „Epitome of the art of hus bandery“ herausgab.

HERVIEUX DE CHANELOUP – Verwalter der Volieren von der Herzogin de BERRY in Frankreich – Autor von dem 1709 veröffentlichtem Werk „Le mouveau traite de serins de canaris“. Dieses Werk ist als sehr bedeutend einzustufen, da zu jener Zeit, da

-          die Menschen, schriftlich ihre Untersuchungen / Feststellungen festhalten konnten, recht selten waren.

-          es noch keine ornithologischen Niederschriften der Beobachtungen gab, an denen die Kanarienzüchter sich orientieren konnten.

Bislang war es so, das diejenigen, die schon mit der Kanarienzucht zu tun hatten, und manches von anderen hörten, verließen sich auf:
-          Erzählungen um die Kanarienzucht, man „wußte“ alles nur vom „hören – sagen“.

-          die Besuche in bekannte Züchtereien mit erfindungsreichen Züchtern, die auch etwas weitergaben.

-          den Beiwohnern von Versammlungen und Gesprächsrunden in Verbindung mit der Kanarienzucht.

-          Besuche von Wettbewerben und Ausstellungen, soweit diese gehalten wurden.

-          Lesen von ornithologischen Büchern und Zeitschriften, soweit diese erschienen.

Die erste ornithologische Revue in Europa war das „Journal für Ornithologie“, welches in Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts herausgegeben wurde.

Mehrere führende Züchter, auch aus anderen Ländern, brachten ihre ornithologischen Kenntnisse in diesem Journal unter. Unter ihnen befand sich auch der Belgier B. PELEMANN.

 zusammengetragen   durch  G. LELIEVRE 

Nachwort der Redaktion des K.N.B.B.

Nach der bemerkenswerten und bedeutenden Broschüre „WATERSLAGERS, DOORHEEN DE JAREN“ wurde im vorliegenden Fall durch GUSTAFF LELIEVRE (Ende 1986) vermutlich Ende der 70er Jahre geschrieben und in den Ausgaben von „DE WITTE SPREEUWEN“ Januar / Oktober 1980 veröffentlicht. Auch hier haben wir freiwillig soviel als möglich vom ursprünglichen Text und Wortspielereien beibehalten. Ebenso wie in unserem Nachwort auf vorgehender und o.g. Broschüre über Wasserschläger hinzuweisen, können wir nicht genug Nachdruck auf seine Verdienste legen, die unser treuer Freund mit zahlreichen ornithologischen Beiträgen für uns zurückgelassen hat.

 „Wer schreibt, der bleibt“! und wir sind ihm dafür dankbar und sehen es als eine Gunst an, diese Broschüre Interessenten anbieten zu können.

 
                                                                                                              Im Auftrag des Sekretariats des K.N.B.B.

                                                                                                                                  der Ehrensekretär

                                                                                                                                  FELIX BELLENS                         

                                                                                                                                             April 2000

Mit freundlicher Genehmigung vom „Koninklijke National Bond van Belgie voor Waterslagers“ durfte ich diese Zeilen aus dem Buch „De Kanarie door den Eeuwen“ geschrieben von G. LELIERE (+1986) sinngemäß in die deutsche Sprache übersetzen und veröffentlichen.

Josef Sandfort